Allgemein
Man unterscheidet Konservierungsschnitt um die Fruchtbarkeit zu erhalten, den grünen Schnitt um Wassertriebe zu entfernen sowie den Reformschnitt mit dem der Baum entsprechend der Bewirtschaftungsmethode kultiviert wird.
Bei uns wird traditionell der acefalo (kopflose Typ) geschnitten. Diese Form ermöglicht die Ernte von Hand mit der Scalino (typische einmastige Leitern). Die Methode hat aber den Nachteil, dass mehr Wassertriebe wachsen als beim modernen polycono Typ. Und natürlich aufwändiger und weniger wirtschaftlich ist als die maschinellen Methoden.
- Der beste Zeitpunkt für Konservierungs und Reformschnitt ist ende des Winters bevor die Pflanzen austreiben , aber spätestens bevor die Bäume zu blühen beginnen.
- Der grüne Schnitt wird ab Ende August durchgeführt wenn die Bäume nicht mehr so stark treiben.
- Bei leichtem Baumschnitt werden ca. 20% des Laubs entfernt um die Fruchtbildung zu optimieren.
- Ein durchschnittlicher Eingriff liegt bei 20-40% bei dem die Form erhalten wird.
- Wenn über 40% Laub entfernt werden, ist das ein intensiver Reformschnitt. In der Regel um den Baum wieder in die erwünschte Form zu bringen oder um den Baum gründlich zu verjüngen.
- Jüngere Bäume werden nur wenig geschnitten um eine gute Entwicklung und ausgewogene Fruchtbildung zu ermöglichen. Ältere Bäume vertragen auch intensiven Schnitt sehr gut.
Der Konservierungsschnitt
Mit dem Konservierungsschnitt können sich die Zweige kontinuierlich erneuern und die Früchte bilden sich gleichmässig über die Jahre. Dadurch kann die alternierende Ernte (ein Jahr viel, nächstes Jahr wenig) ausgeglichen werden.
- Für den Konservierungsschnitt verwendete Werkzeuge sind Baumschere, Teleskopschere und Klappsäge.
- Immer werden trockene, gebrochene und kranke Zweige entfernt.
- Als zweites werden die erschöpften Zweige entfernt um die neue Fruchbildung zu unterstützen.
- Zuletzt entfernt man überkreuzte oder parallele und schwache oder beschattete Zweige.
- In dieser Reihenfolge arbeitet man sich von oben nach unten den Baum herunter. Die grösseren Schnitte werden vor den kleineren Schnitten ausgeführt. Man will damit vermeiden, unnötige Schnitte an Ästen zu machen, die als Ganzes entfernt werden.
Der grüne Schnitt
Der grüne Schnitt erfolgt im Saft gegen Ende des Sommers. Er soll die Triebbildung beschränken und die Kräfte des Baums für die Fruchtbildung reservieren.
- Man unterscheidet zwei Arten von Wassertrieben (auch spine genannt) die entfernt werden sollten.
- Polloni die sich an den Wurzeln und entlang des Stamms bilden.
- Succhioni die auf den Ästen sehr schnell senkrecht nach oben schiessen.
- Gegen Ende August, wenn die Treibbildung nicht mehr so stark ist, werden die Wassertriebe geschnitten. Ab September sollte nicht mehr geschnitten werden um dem Baum Ruhe für die Fruchtbildung zu geben
Der Reformschnitt
Der Reformschnitt ist die grösste Intervention und muss das Alter des Baumes respektieren. Je älter der Baum desto radikaler kann der Schnitt ausgeführt werden. Bei uns im Campo kultivieren wir die Olivenbäume auf die traditionelle Höhe von 5-6m. Diese Hochstamm Olivenbäume können mit einer 13 Sprossen-Leiter gut bewirtschaftet werden.
Hier ein Beispiel eines Reformschnitts aus einem verwilderten Campo in dem die Bäume mehrere Jahrzehnte unkontrolliert gewachsen sind. In 3-4 Jahren sollte sich die typische acefalo Form ergeben und der Ertrag lansam die übliche Menge von 15-25 kg erreichen.
- Für den Reformschnitt verwendete Werkzeuge sind Astsäge und Kettensäge.
- Bei einem verwilderten Baum hat man keine Anhaltspunkte auf die man den Baum reformieren könnte, wie das bei einem früher gut geschnittenen Baum auch nach 10-20 Jahren noch möglich ist.
- Um auf eine Höhe von 5-6m zu kommen, sucht man sich einen Seitenast aus, der möglichst geneigt in der entsprechenden Höhe noch Laub trägt.
- Stellt man sich von oben herabblickend ein Drei- oder Viereck vor, sucht man sich entsprechend 2-3 Seitenäste die ausladend bis geneigt noch Laub tragen.
- Über diese nun bestimmten Seitenäste führt man den Blick dem Wachstum entlang auf die Hauptäste zurück.
- An den Hauptästen sucht man nach weiteren geneigten, laubtragenden Seitenästen die man stehen lassen will.
- Sind alle Äste bestimmt die stehen bleiben, schneidet man alles Andere ab. Besonders in die Höhe wachsende Hauptäste und Seitenäste die nur noch abgetrocknete Zweige halten.
- In der Regel wird dabei schon mehr als einem lieb ist weg sein. Falls der Baum immer noch zu dicht ist, lichtet man ihn so aus, dass die Äste sich möglichst nicht überlappen.
- Leider gibt es bei uns praktisch jedes Jahr Todesfälle und mehrer Verletzte die vom Baum oder der Leiter stürzen. Die aktuellen Sicherheitsregeln müssen deshalb bekannt sein um das Unfallrisiko zu minimieren.
- Der gefährdete Bereich um den Baum muss durch Information oder Kennzeichnung geklärt sein.
- Der Potatore (Baumbeschneider) muss sich und seine Werkzeuge und Hilfsmittel sichern.
- Werden grosse Äste abgesägt, muss darunter zuerst der Fallraum freigeschnitten werden.
- Seitenäste die sich verfangen könnten, müssen abgesägt werden.
- Um die Fallrichtung zu bestimmen werden auf der Gegenseite zur Gewichtsentlastung Seitenäste abgesägt.
- Bei hohen oder grossen Ästen ist nach der Fälltechnik vorzugehen und ein Fallkeil herauszusägen.
- Wenn erforderlich, ist der zu fällende Ast mit einem Seil zu sichern um die Fallrichtung zu kontrollieren.
Spezialschnitt
Es gibt noch andere spezielle Schnitte die am Olivenbaum durchgeführt werden, wie Baumkrebs entfernen oder ausräumen des hohlen Stammes von vermodertem Holz
- Beim Baumkrebs kann der ganze Zweig oder Ast entfernt werden. Das ist die sicherste Methode, kann aber nicht in jedem Fall durchgeführt werden.
- Muss der Baumkrebs herausgeschnitten werden, ist es wichtig die Werkzeuge anschliessend zu sterilisieren um eine Übertragung der Bakterien auf gesundes Holz zu vermeiden.
- Das Werkzeug muss nach der Operation mit Sprit gewaschen und anschliessend abgeflammt werden. Beim Abflammen ist darauf zu achten, dass vom Rücken des Schneidwerkzeugs her erhitzt wird, um ein Anlaufen der Schnittkannten zu vermeiden. Ein zu starkes Anlaufen oder sogar Glühen der Schnittkannten würde die Härte der Schneiden zerstören.
- Muss der Stamm ausgeräumt werden, sind dafür über die Jahrhunderte spezielle Werkzeuge entwickelt worden. Heutzutage wird das aber einfach mit der Motorsäge durchgeführt.
Literatur / Links
Manuale per una potatura simplificata ed agevolata
ISBN: 978-88-87652-16-1
http://www.giorgiopannelli.it/public/pdf/Potatura/Manuale%20potatura%20semplificata.pdf
AIPO. POTATURA > regole generali https://www.frantoiovalnogaredo.com/files/potatura.pdf
Pannelli G., Pandolfi S., 2007. Il controllo della produzione in olivo mediante forma di allevamento e potatura. In: Storia della pota-tura. 7) Vaso dicotomico come riformarlo. Olivo e Olio, 2: 40-44.
http://www.liberapolis.it/wp-content/uploads/2013/07/Potatura7.pdf
Massimo Trebbi. Come ribassare un olivo http://myecomondo.blogspot.com/2011/11/come-ribassare-un-olivo.html
Giorgio Pannelli. Gli Olivi Monumentali http://www.associazioneaco.it/wp-content/uploads/2016/11/PDF-interno-light.pdf
Giorgo Pannelli. Il ritorno all’acefalia non ha futuro economico
Und ich machs trotzdem so wegen der manuellen Ernte und der lokalen Tradition zuliebe!
http://www.liberapolis.it/wp-content/uploads/2013/07/Potatura10.pdf